Solidarität mit den Streikenden im ÖPNV

Deutschland ist ein Autoland: 47,7 Millionen PKW sind hierzulande zugelassen, mehr als eins für jeden zweiten Bundesbürger. Kein Wunder: In vielen Gegenden ist das Auto der einzige Weg, um zur Arbeit, zu Freizeiteinrichtungen oder auch nur zum Supermarkt zu kommen. Denn der öffentliche Nahverkehr ist in den letzten Jahrzehnten systematisch abgebaut und heruntergewirtschaftet worden. Auch in München spart die Politik am ÖPNV: Seit 1998 ist die Zahl der Fahrgäste um 24 Prozent gestiegen, die Zahl der Beschäftigten jedoch gleichzeitig um 18 Prozent gesunken. So haben die Leute auf ihrem Arbeitsweg oft die Wahl zwischen einer zwanzigminütigen Fahrt mit dem Auto – oder einer Dreiviertelstunde Fahrt mit überfüllten Bussen und Bahnen. Wenig überraschend also, dass viele Menschen sich weiterhin dafür entscheiden, Auto statt Bus oder Bahn zu fahren. Aber so darf das nicht bleiben: Der Verkehrssektor ist immerhin für knapp 20 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Und die Klimakrise spitzt sich jeden Tag weiter zu.

Für die Verkehrswende brauchen wir einen gut ausgebauten Nahverkehr. Und zwar schnell. Aber statt mehr Geld für den Ausbau der Verkehrsnetze und dessen Beschäftigte zur Verfügung zu stellen, verschenkt die Politik lieber Milliarden an Lufthansa und Autoindustrie. BMW und VW konnten dank großzügiger Staatshilfen dieses Jahr Milliarden an ihre Aktionär*innen ausschütten. Dieses Vorgehen hat System: denn die gesamte deutsche Verkehrspolitik ist darauf ausgerichtet, Profite zu generieren. Deshalb die Geschenke an die Autoindustrie, deshalb das Kaputtsparen des öffentlichen Nahverkehrs. Den Preis zahlen die Beschäftigten im ÖPNV – und wir alle, die wir unter den Folgen der Klimakrise zu leiden haben werden. Appelle an die Politik, an dieser Situation etwas zu ändern, werden ungehört verhallen – und sind stets ungehört verhallt. Die einzige Sprache, die Arbeitgeber und Politik sprechen, ist die der Zahlen. Seit über hundert Jahren ist deswegen das effektivste Kampfmittel der arbeitenden Menschen der Streik. Das bedeutet: die wichtigsten Verbündeten, die wir in unserem Kampf für eine Verkehrswende haben können, sind die Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr. Ihr Kampf für bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV ist ein Kampf für uns alle!

Um die aktuellen Streiks der Bus- und Bahnfahrer*innen zu unterstützen haben wir deswegen in den letzten Tagen Wandzeitungen aufgehängt und tausende Flyer in Münchner Bussen und Bahnen ausgelegt, in denen wir zur Solidarität mit dem Tarifkampf der Beschäftigten aufgerufen haben. Zusammen mit unseren Freundinnen von Zukunft erkämpfen haben wir uns zudem heute an der Streikkundgebung der ÖPNV-Beschäftigten beteiligt. Dort durften wir auch eine Rede halten, in der wir dargelegt haben, warum wir eine Vergesellschaftung des Verkehrssektors (und letzten Endes aller Branchen) und ein Ende des kapitalistischen Systems für notwendig halten – und uns natürlich mit den Streikenden solidarisiert haben. Dafür haben wir viel Zuspruch erhalten. Wir fordern euch alle auf: Unterstützt die Streiks der Kolleginnen und Kollegen im ÖPNV. Wenn ihr in den nächsten Tagen mit Bus oder Bahn fahrt, sprecht die Beschäftigten an und drückt eure Unterstützung aus! Denn sie kämpfen für uns alle! Dafür sollten wir dankbar sein. Die Beschäftigten im ÖPNV streiken auch für uns.


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