In regelmäßigen Abständen verkündet die MVG, dass leider nicht genug Geld da sei, um das Angebot aufrecht zu erhalten. So sollte der Takt der U4, U6 und U7, des Ringbus 58/68 und aller Abend-Trams verlängert werden. Einige Linien wie die Tram 29 und die Busse X30 und X35 sollten sogar ganz gestrichen werden, der Expressbus X98 fährt schon lange nicht mehr. Das ohnehin schon recht unzuverlässige Angebot sollte also noch weiter verschlechtert werden. Trotz des Einlenkens durch den Stadtrat, dass es bis 2023/24 keine planmäßigen Kürzungen geben soll, kommt es de facto zu häufigen Ausfällen.
Dabei sind natürlich nicht die Beschäftigten schuld am schlechter werdenden Angebot, sondern die strukturelle Unterfinanzierung durch die Stadt. Während die Zahl der Fahrgäste deutschlandweit seit 1998 um 24% gestiegen ist, ist die Zahl der Beschäftigten um 18% gesunken. Das heißt, weniger Beschäftigte sollen mehr Fahrgäste transportieren. So nehmen Schichtdienst, Stress und Überstunden zu und damit auch Krankheit und Ausfälle. Wegen fehlenden Inflationsausgleichs sinken gleichzeitig die Reallöhne. Da viele Busfahrer*innen nicht bei der MVG, sondern bei privaten Unternehmen arbeiten, sind sie noch schlechter bezahlt. Und so sinkt die Zahl der Fachkräfte, die wir für einen zuverlässigen und schnellen ÖPNV benötigen.
Auch die Ticketpreise sollen dieses Jahr um deutliche 7% steigen. Und das alles in Zeiten einer sich immer weiter verschärfenden Klimakrise! Obwohl das Angebot und die Infrastruktur deutlich erweitert werden müssten, sehen wir uns in einem Abwehrkampf, um den Ist-Zustand zu erhalten! Der ÖPNV spielt in der Lösung der Klimakrise und für eine lebenswerte Stadt eine entscheidende Rolle! Nur mit dem Nahverkehr kann CO2-arme und flächen- bzw. ressourcensparende Mobilität ermöglicht werden. Kein Auto, egal ob es mit E-fuels, Wasserstoff oder Strom betrieben wird, kann mit öffentlichem Verkehr mithalten.
Um den ÖPNV zu verbessern und auszubauen, müssen wir die Beschäftigten im ÖPNV im Kampf um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen unterstützen und mehr Investitionen einfordern. Dafür sind die aktuellen Diskussionen um die Finanzierung des 49€-Ticket, aber vor allem die bald anstehenden Tarifverhandlungen der richtige Zeitpunkt.