Klimabewegung und Beschäftigte der Automobilindustrie – gemeinsam für die Verkehrswende!

In den letzten Tagen sind Aktivist*innen vom Klimatreffen früh aufgestanden, um vor den Toren vom BMW-Werk im Münchener Norden Flyer zu verteilen. Warum? In der Automobilindistrie stehen große Umbrüche an. Und um die Klimakrise abzuwenden, müssen wir so schnell wie möglich eine Verkehrswende einleiten – weg vom fossilen Treibstoffen und Individualverkehr, hin zu erneuerbaren Energiequellen und kollektiven Lösungen.

Und wir sind überzeugt: diese radikale Wende werden wir nur durchsetzen und sozial gestalten können, wenn wir uns mit den betroffenen Beschäftigten zusammen tun und gemeinsam dafür kämpfen. In diesem Jahr wird das Thema besonders wichtig, denn im September soll die größte Automobil-Messe der Welt, die IAA, in München stattfinden. Ein Event, bei dem sich die Autoindustrie durch Greenwashing als umweltfreundlich präsentieren will, während sie weiter Ressourcen und das Klima für Profit zerstört.

Wir hoffen, dass wir im Vorfeld mit den Kolleg*innen von BMW ins Gespräch kommen können, um gemeinsame Forderungen aufzustellen und Perspektiven zu entwickeln. Hier der Flyertext, den wir verteilt haben:

Liebe Kolleginnen und Kollegen von BMW,

wir sind Klimaaktivst*innen aus München und möchten mit euch ins Gespräch kommen. Denn: in den nächsten Monaten und Jahren werden viele Kämpfe auf uns zukommen – und es ist wichtig, dass wir uns in diesen
verbünden. Oft wird es so dargestellt, als hätten die Klimabewegung und die Beschäftigten der Automobilbranche unterschiedliche Interessen. Als
würde die Klimabewegung den Beschäftigten ihre Arbeitspätze wegnehmen wollen.

Das ist nicht wahr, sondern ein Versuch, uns gegeneinander auszuspielen.

Aktuell befindet sich die Automobilbranche in einer Krise. Einer Krise, die sich schon jetzt in immer mehr Leiharbeit und niedrigem Lohnwachstum niederschlägt. Und einer Krise, die sich noch verstärken wird. Auch der Umbau zur E-Mobilität wird Arbeitsplätze kosten. Nach Berechnungen der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität für die Bundesregierung wird dieser Umbau den Wegfall von 410.000 Arbeitsplätzen in der Automobilproduktion mit sich bringen. Im Kampf gegen all diese Entwicklungen können und wollen wir eure Verbündeten sein.

Wir können nicht leugnen, dass eine massive Reduzierung des Autoverkehrs notwendig ist. Die Klimakrise bedroht uns alle. Wir werden uns angesichts immer häufigerer Naturkatastrophen wie Stürme, Dürren oder Überschwemmungen nicht leisten können, uns ein nettes Plätzchen am anderen Ende der Welt zu sichern. Im Gegensatz zu Millionär:innen, die sich ihren Wohnsitz aussuchen können.

Deswegen wollen wir uns mit euch zusammentun – und gemeinsam für eine Konversion der Automobilindustrie kämpfen.

Konversion, das heißt: Eine Umstellung der Produktion auf andere Produkte.

In den letzten Jahrzehnten hat es in Krisen immer wieder Kämpfe für die Konversion der Automobilindustrie gegeben. Es war vollkommen klar: Man kann in industriellen Werken auch andere Dinge herstellen als Autos.

Ein Beispiel für Konversion von unten bietet Lucas Aerospace. 1975 sollten bei diesem britischen Rüstungskonzern massenhaft Leute entlassen werden. Aber die Beschäftigten wehrten sich: Entwickler:innen, Mechaniker:innen und Arbeiter:innen aus 13 Fabriken des Konzerns setzen sich zusammen und entwarfen einen „alternativen Unternehmensplan“: eine Liste mit 150 Produkten, die für die Gesellschaft nützlich sind und die mit ihrem Wissen in ihren Werken hergestellt werden könnten. Das Ziel: demokratisch darüber zu entscheiden, was produziert werden soll – und alle Entlassungen zu verhindern.

Wir glauben: Wir brauchen einen solchen Plan für die Automobilindustrie.

Aktuell ist eine Zeit der Umbrüche. Auch und gerade in der Automobilindustrie. Wie die Zukunft aussieht, hängt von uns allen ab. Wir wollen gemeinsam mit euch Konversionslösungen entwickeln. Denn bislang wird über solche Lösungen kaum gesprochen. Aber sie sind nötig.

Wir bitten euch: Meldet euch bei uns. Wir wollen euch in euren Kämpfen gegen Leiharbeit, für Arbeitszeitverkürzung und für höhere Löhne unterstützen. Und vor allem: Mit euch für eine Demokratisierung der
Produktion kämpfen. Denn wir sind überzeugt, dass die kommenden Umbrüche auf eine Art gelöst werden können, die weder Arbeitsplatzverluste, noch eine Verschärfung der Klimakrise bedeuten.

Wenn ihr mit uns einen gemeinsamen Weg zur Konversion der Automobilindustrie entwickeln wollt, schreibt uns gerne eine Nachricht:

Telegram: t.me/klimatreffen_muc
E-Mail: antikapitalistisches-klimatreffen@riseup.net

Unsere Klimapolitik: Selbstorganisierung statt Appelle an den Staat

Letzten Freitag haben wir auf dem Streik von Fridays for Future erklärt, warum wir in unserer Klimapolitik nicht auf Regierungen und Parlamente setzen, sondern uns eigene Handlungsräume erkämpfen und uns dafür organisieren müssen. „Unsere Klimapolitik: Selbstorganisierung statt Appelle an den Staat“ weiterlesen

ÖPNV-Streik (auch) fürs Klima!

Auch heute streikt wieder der ÖPNV in München und auch heute waren wir wieder dabei, um Solidarität zu zeigen und die Streikenden zu unterstützen. In unserer Rede auf der Streikkundgebung haben wir noch einmal klar gemacht, dass der Kampf der Beschäftigten im ÖPNV ein Kampf für uns alle ist – denn angesichts der Klimakrise ist ein massiver Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs dringend nötig.

Zeit, die Verkehrs-Infrastruktur in die Hände der Gesellschaft zu überführen. Um fortan den gesellschaftlichen Reichtum für das zu nutzen, was wir dringend brauchen: einen gut ausgebauten und bezahlbaren ÖPNV (und Nah- und Fernverkehr). Für das Klima gegen den Kapitalismus!

Solidarität mit den Streikenden im ÖPNV

Deutschland ist ein Autoland: 47,7 Millionen PKW sind hierzulande zugelassen, mehr als eins für jeden zweiten Bundesbürger. Kein Wunder: In vielen Gegenden ist das Auto der einzige Weg, um zur Arbeit, zu Freizeiteinrichtungen oder auch nur zum Supermarkt zu kommen. Denn der öffentliche Nahverkehr ist in den letzten Jahrzehnten systematisch abgebaut und heruntergewirtschaftet worden. „Solidarität mit den Streikenden im ÖPNV“ weiterlesen

Online-Veranstaltung Di 5.5.: Konsum als Klassenfrage?

„Wir leben auf Kosten von anderen. Der globale Norden lebt auf Kosten des globalen Südens. Die Menschen in den westlichen Industrieländern müssen sich von der Kultur des Massenkonsums und des ‚immer mehr und immer weiter‘ verabschieden.“ 
Solche oder ähnliche Aussagen haben wir in der Klimabewegung alle schon einmal gehört. Und es stimmt – die globalen sozialen und ökologischen Ungleichheiten sind enorm und die Lasten der globalen ökologischen Krise sind äußerst ungleich verteilt. Doch wie sind diese Ungleichheiten so zu bearbeiten, dass die bestehenden Spaltungen zwischen Klima und Arbeiter*Innenbewegung nicht weiter vertieft werden? Welche Chancen und welche Risiken bietet die Fokussierung der Klimabewegung auf den Massenkonsum und wie kann eine fundierte Kritik von links daran aussehen?
Hans Rackwitz ist Soziologe und arbeitet am Arbeitsbereich Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Universität Jena. In seiner Dissertation beschäftigt er sich mit dem Zusammenwirken von Klassen- und Naturverhältnissen. Am 5.5. wird er die verschiedenen Zusammenhänge von Klasse und Natur beleuchten und Sinn und Unsinn der weit verbreiteten Kritik des Massenkonsums diskutieren.
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