Produktionsumstellung in Autowerk unterstützen!

Wir haben über 200€ Spenden für das Kollektiv Collettivo di Fabbricca GKN gesammelt, die bei Florenz mit ihrer #Insorgiamo-Besetzung des Autozuliefererwerks GKN die Klima- & Beschäftigtenbewegung vereint haben, um die Produktion von Autoteilen zu Batterien, Lastenrädern und Solaranlagen umzustellen.
 
Am Fr, 9.07.21 wurden etwa 500 Beschäftigten im Werk eine Mail geschickt, dass sie am Montag nicht mehr zur Arbeit kommen sollten. Das Werk würde schließen und ihr Arbeitsverhältnis sei beendet. Trotz des Schocks organisierten sich die Beschäftigten schnell & besetzten das Werk.
 
Dem geht eine langjährige Organisierung des Collettivo di Fabbricca GKN voraus, das auf die Partizipation der Beschäftigten sowie Außenstehender setzt und den Machtaufbau im Betrieb sowie die Politisierung der Beschäftigten von zentraler Bedeutung sieht. Die breite Vernetzung & Solidarisierung mit unterschiedlichen Kämpfen wie etwa mit anderen Belegschaften bis hin zu Rojava verhalf auch der Besetzung zu großer Unterstützung. Durch die frühe Auseinandersetzung mit Klimagerechtigkeit war der Weg zu FFF Italien nicht weit. Das klassenkämpferische FFF Italien verkündete: „Entlassungen & Verlagerungen werden wir unter dem Vorwand des ökologischen Übergangs nicht mehr rechtfertigen, wir werden angesichts der Ausbeutung der Arbeiter und der Ressourcen nicht schweigen“
 
Mithilfe der solidarischen Ingenieur*innen & Ökonom*innen („Economisti solidali“ und der „Ingenieri solidali“) wurde, basierend auf den Ideen der Arbeiter*innen, ein konkreter Plan für eine alternative Produktion in Campi Bisenzio entworfen. So wurden breite Allianzen im ganzen Land und darüber hinaus aufgebaut. Zehn Tage nach der Besetzung rief die große Gewerkschaft FIOM zum Streik in Florenz auf, wobei sich Beschäftigte mit den Besetzer:innen solidarisierten. Unter dem Motto #Insorgiamo fanden große Proteste statt. Durch den massiven politischen Druck bekamen die Besetzer:innen nach einigen Wochen ein Transformationskurzarbeiter:innengeld vom Staat. Eine Unterstützung der Konversionsbemühungen bleibt allerdings bisher aus, weshalb das Kollektiv unter #GKNFORFUTURE nun selbst die Finanzierung in die Hand nimmt.
 
Durch die Besetzung des Werkes & die offene Versammlung davor verhinderten die Beschäftigten eine Abführung der (von Steuerzahler:innen für Millionen neu gekauften) Maschinen & der fertigen Waren durch den Eigentümer & schafften einen Ort des Widerstandes, den wir besucht haben.
 
Es ist eines der leuchtenden Beispiele für klassenbewussten Klimaschutz: Es geht darum, wer die Produktionsmittel kontrolliert. Also ob einzelne für ihren Profit entscheiden, was wie produziert wird oder ob wir gemeinsam demokratisch die Produktion nach Bedürfnissen ausrichten. Die Konkurrenz zwischen den Kapitalist:innen führt zu sehr kurzfristigen Planungen. Im Kapitalismus haben wenige Menschen das Eigentum und somit die Entscheidungsgewalt über die Produktionsmittel. Die überwältigende Mehrheit muss für diese arbeiten, weil sie kein Eigentum an Produktionsmitteln besitzen (Land, Maschinen, Wohneigentum…) Aber sie sind diejenigen, die durch Arbeit produzieren. Das verschafft ihnen Macht, um zu entscheiden, was (nicht) produziert wird. 
 
Um dauerhaft über eine ökologische Produktion entscheiden zu können und aus der Standort- & Konkurrenzlogik heraus zu kommen, müssen die Fabriken vergesellschaftet & die Wirtschaft demokratisiert werden. Das geht nur durch die Enteignung der Kaptialist:innen. Die Klimabewegung muss in die Betriebe kommen und von dort aus Gegenmacht aufbauen, weil Proteste auf der Straße alleine nicht den ökonomischen Druck erzeugen, der notwendig ist, um die Produktionsmittel zu vergesellschaften.
Lasst uns uns organisieren!

Mehr zu den Hintergründen: https://zeitschrift-luxemburg.de/artikel/insorgiamo/